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Jedes Naturgesetz,
das sich dem Beobachter offenbart,
lässt auf ein höheres,
noch unerkanntes schließen.

Alexander von Humboldt

Naturgarten in der Ostprignitz

Während der letzten Treffen der UvO-Mitglieder entwickelte sich die Idee, einen naturnahen Garten mit heimischen Pflanzen anzulegen, der als Nektarquelle für Schmetterlinge dienen soll. In den letzten Jahren konnten wir auch hier, in der Ostprignitz in Brandenburg, eine immer kleiner werdende Population von Faltern beobachten. Dieser Tendenz wollen wir im Kleinen entgegenwirken und einen artgerechten Lebensraum, in einer zunehmend von einseitiger Gartenbaugestaltung und Monokultur geprägten Landschaft, aufbauen. Um die vielfältigen Ansprüche erfüllen zu können bedarf es zum einen einer gewissenhaften Vorbereitung und zum anderen genügend Zeit mit mindestens einem Jahreswechsel. Wir sind jedenfalls voll freudiger Erwartung und haben in den Gesprächen schnell festgestellt, dass das Schmetterlingsprojekt nicht ohne geeignete Pflanzen als Nahrungsquelle zu denken ist, denn ohne Nahrungsgrundlage bleiben auch die Schmetterlinge aus. Weiterhin sind die Raupen Nahrungsquelle für beheimatete Singvögel und für die Aufzucht der Jungen von Bedeutung. Wenn man sich einige Zeit mit diesem Thema beschäftigt, stellt man fest, dass allein mit einer Blumenwiese noch kein geeigneter Lebensraum geschaffen ist, da insbesondere für Schmetterlinge und deren Ei- und Raupenstadien weitere Pflanzen überlebenswichtig sind. Neben den Nektarquellen benötigen Schmetterlinge je nach Art diverse Eiablage- und Raupenfutterpflanzen. Für den Tagpfauenauge ist dies beispielsweise die Brennnessel. Wir haben eine Auswahl an Wildpflanzensamen (u.a. Spornblume, Habichtskraut, Eselsdistel, Königskerze, Wilde Malve und rote Seidenblume) in einer Wildkräutergärtnerei erworben, die wir an einem sonnigen Standort in Hanglage auf mageren Boden ausgestreut haben und nun hoffen, dass der gewählte Standort den Bedürfnissen der Pflanzen entspricht, so dass sie sich gut entwickeln können und spätestens im nächsten Jahr anfangen zu blühen. Dill und Möhre werden vorerst neben Brennnessel und Birke die Pioniere der Raupenfutterpflanzen in unserem Projektgarten sein. In unserer Vorstellung wird sich diese Landschaft von Jahr zu Jahr entwickeln und in Bezug auf artgerechten Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen verbessern, da auch wir mit diesem Projekt lernen. Es ist also ein Versuch, heimischen Tieren und Pflanzen geeignete Bedingungen zu schaffen in denen die Kreisläufe der Natur Beachtung finden.

Der Anfang

Zunächst haben wir uns mit den Bedingungen des Ortes, der unseren Naturgarten beherbergen wird, auseinandergesetzt und anschließend eine Planskizze erstellt, die aufzeigt, was wir wo vorfinden. Auf dieser Grundlage entstanden verschiedene Ideen wie wir an den entsprechenden Stellen einlenken wollen.

 

Auf einer Fläche von ca. 800 qm erstreckt sich ein kleines Wäldchen, das bereits viele Vogelarten beheimatet (u.a. Singvögel, Amseln, Eichelhäher, Buntspecht, Waldohreule, Fasan). Für die Singvögel haben wir in Ergänzung zum bereits vorhandenen Nistkasten am Birnbaum vier weitere auf dem Gelände platziert. Einen Nistkasten für Kleinmeisen, einen für Kohlmeisen, einen für Nischenbrüter und schließlich noch eine Halbhöhle. Ob diese in diesem Jahr bereits bezogen werden, werden wir beobachten und im Folgenden hier dokumentieren. Die kleine Blaumeise hat den Nistkasten bereits angenommen und baut derweilen ihr Nest (gut zu erkennen an den Löchern im Boden aus dem Moos und Zweige hervorschauen). Möglicherweise hängt der Halbhöhlenkasten zu schattig und muss im Herbst noch einmal umgehangen werden – außerdem beobachten wir, ob die Nistkästen noch nachträglich einen Spechtschutz benötigen.

Der Hügel als Wildblumen- und Kräutergarten

Auf dem Hügel haben wir terrassenartig den Schmetterlings- und Wildbienengarten angelegt. Dazu mussten die Grasnarben entfernt - und der vorhandene Mutterboden mit Kies versetzt werden. Die dadurch entstandene magerere Erde wurde durch Feld- und Pflastersteine, die wir ebenfalls auf dem Grundstück vorgefunden haben, auf den Hängen befestigt. In die Steinzwischenräume haben wir Ableger von Steingartenpflanzen gesetzt, die dem UvO Projekt gesponsert wurden – vielen Dank an dieser Stelle an Frau Mattner und Frau Hengst für ihre Hilfe! Auf den Terrassen wurden die Samen ausgebracht und eine Hundsrose, die zuvor einen ungeeigneten Standort hatte, gepflanzt.

Impressionen aus dem Naturgarten

[ Frühjahr 2014 ] :

Das Wäldchen

Das Insektenhotel

Da die Wildblumen auch für andere Insekten durch Pollen, Nektar, Pflanzenteile und Blattläuse eine Nahrungsquelle darstellen werden, es derzeit jedoch wenig Nistmöglichkeiten für Insekten gibt, (allenfalls das morsche Holz der alten Fliederhecke und eine alte, zumeist feuchte Totholzhecke scheinen teilweise geeignet) - begannen wir mit dem Bau eines Insektenhotels als Brutstätte für solitärlebende Insekten. Wir haben dazu alten, angetrockneten Ton mit Wasser aufbereitet und Löcher im Durchmesser von 3-8 mm 5-10 cm tief hineingedrückt und anschließend den Ton lufttrocknen lassen. Weiterhin bohrten wir in getrocknetes Stirnholz, vor allem aber in Querholz, ebensolche Löcher. Aus dem alten Bambus und weiteren Pflanzenstengeln wurden Brutröhrchen für Solitärbienen geschnitten, deren Enden durch die natürlichen Knotenpunkte verschlossen blieben. Heu in Blumentöpfen dient Florfliegen und Ohrenwürmern als Nistgelegenheit. Als Schutz gegen Räuber benutzten wir alten punktgeschweißten Draht, den wir stückweise zugeschnitten haben. Das Hotel steht in Richtung Süden unter einer amerikanischen Douglasie und ist gegen Windböen gesichert – wir erwarten mit den aufgehenden Blumen in diesem Sommer die ersten Bewohner!

Das Igelhaus

Mit den Grasnarben aus dem Schmetterlingshügel haben wir am Schnittpunkt der Fliederhecke, des Wäldchens und der Wiese neben einem kriechenden Wacholder ein Igelhaus errichtet. Zunächst bauten wir ein Gerüst aus alten Gehwegplatten, das im Anschluss mit Grasnarben und Nadelholzzweigen bedeckt wurde. Die Wiese wird mit Wildblumen und Heckensträuchern bepflanzt, die dann im Herbst den Vögeln und Igeln Nahrung und Schutz liefern.

Heckenpflanzen und Totholzhecke

Neben einer stattlichen Eiche, wilden und kultivierten Obstbäumen und -sträuchern, einem Nussbaum, und einer Weide haben wir auf dem Grundstück einen Sanddorn vorgefunden, dessen Pendant wegen des ungeeigneten Standortes eingegangen ist. In den nächsten Tagen beobachten wir, ob es sich bei den Knospen um männliche oder weibliche Blüten handelt, um die fehlende Pflanze nachzukaufen und an einer sonnigeren Stelle, aber immer noch in Nachbarschaft des alten Sanddorns, zu pflanzen. Im nächsten Jahr werden dann hoffentlich auch Sanddornbeeren auf dem Speiseplan der Wildtiere stehen. Im Herbst werden Stecklinge vom Weißdorn geschnitten, der dann im nächsten Frühjahr an die neu angelegte Totholzhecke neben anderen Sträuchern (wir denken dabei an Schlehe, Kornelkirsche, mährische Eberesche und Pfaffenhütchen) gesetzt wird. Die Totholzhecke befindet sich nun zwischen Wäldchen und den drei 3-jährigen Obstbäumen und verläuft in Richtung des kleinen Teiches, der an das Grundstück grenzt. Sie wird bei Bedarf und bei Rückschnitt der Hecken und Obstbäume erweitert. Die Sträucher bilden zukünftig einen Rückzugsort und spenden den Bewohnern der Benjeshecke zusätzlich Schatten.

Die Blumenwiese im Naturgarten

[ im Mai und August 2014 ] : 

Aus Vision wurde Wirklichkeit.

Naturgarten [ Februar 2015 ] : 

 
Bestand // Nistkästen:

Im letzten Jahr wurden für unser Naturgartenprojekt über ein Dutzend Nisthilfen gebaut und in Ost bzw. Süd-Ost-Ausrichtung angebracht. Die künstlichen Höhlen sind für unsere Naturschutzarbeit vor Ort ein wichtiger Bestandteil, da der Naturgarten nur sehr wenige alte und morsche Bäume beherbergt. Brutnischen an Gebäuden sind auf dem Gelände häufiger zu finden, als natürliche Bruthöhlen.

 

Vögel müssen ständig eine hohe Körpertemperatur (39-42 Grad) aufrecht erhalten, weshalb sie in der kalten Jahreszeit viel Körperfett verbrennen. In der Folge verlieren sie schnell an Gewicht und sind geschwächt. In unserer 3er Sperlingskolonie haben sich die Vögel Winternester gebaut, so sind sie vor Kälte in der Nacht geschützt - mitunter kann ein Nistkasten deshalb auch Leben retten.

 

Die Reinigung sollte idealerweise im Spätsommer oder dann erst wieder Ende Februar vorgenommen werden. Alte Nester werden von vielen Vogelarten nicht ausgeräumt, stattdessen werden diese einfach überbaut. Das macht Nester für Parasiten wie

Flöhe, Milben oder Läuse entsprechend attraktiv. Nestparasiten können den Bruterfolg jedoch erheblich beeinträchtigen, weshalb eine jährliche Reinigung der Kästen wichtig ist.

 

 

Naturgarten [ März 2015 ] : 

 
Bepflanzung vom Nord- und Osthang des Berges
 
 

Wir haben den Nordhang und Teile vom Osthang des Berges mit Sträuchern, Stauden und Bodendeckern bepflanzt. Die Pflanzen haben wir über Anzeigen von sehr freundlichen Menschen in Form von Ablegern und Ausläufern bekommen. Vielen, vielen Dank an dieser Stelle an Wolfgang, Herrn Fischer, Herrn Paul und Franzi für die großartige Unterstützung. Die Pflanzen waren alle gesund und viel kräftiger und größer, als wir es erwartet haben. Danke!

 

Unsere Pflanzen auf dem Hang (von oben nach unten):

 

Osthang:

 

1 Aroniastrauch, 2 Kartoffelrosen, 1 Kornelkirsche, 1 Jostabeere, 5 Kissenmispelableger, 2 Beinwellwurzeln

(Die Mispeln und der Beinwell sollen die Pflanzlücken zwischen den großen Sträuchern schließen, den Boden bedecken und so die Begrenzung von der Pflanzzone sichern)

 

Nordhang:

 

ca. 17 Essigrosen (auf Lücke in zwei Reihen gesetzt), Storchschnabel (ca. 30 Pfl.), Golderdbeeren (25 Pfl.), Leopardenhabichtskraut (ca. 15), Orangerotes Habichtskraut (ca. 15) - Hauswurz, 4 Fetthennen und das Sedum Aizoon (3) haben wir um die Wurzeln platziert.

 

Links, in Richtung Westen auslaufend haben Vinca major, ein Winterjasmin und eine Bergenie ihren Platz gefunden.

 

 

Auf der großen Wiese wurden drei Herbst-Apfelbäume gepflanzt: (Roter Boskoop, Grüner Boskoop und Goldparmäne), dazwischen setzten wir noch eine Kornelkirsche. Die Dritte fand ihren Platz an der Benjeshecke, ebenso die Aroniasträucher. Die Jostabeeren wurden in die Gartenecke zwischen den roten Johannisbeersträuchern entlang des Weges und an den Waldrand gepflanzt.

 

Wir sind sehr gespannt, wie sich die Pflanzen entwickeln.

 

 

 

Der Südhang im zweiten Jahr (März 2015) - mit den ausdauernden Pflanzen und den Blattrosetten der zweijährigen Blumen

 

 

Impressionen aus dem Naturgarten

[ Frühjahr 2015 ] :

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